Nachdem Berlin im Dezember 2019 die „Klimanotlage“ erklärt hat, müssen nun Maßnahmen folgen. Das Flughafengebäude sollte dabei eine wichtige Rolle spielen – denn wo anders kann im Gebäudebereich mehr erreicht werden als beim größten Komplex von ganz Berlin (und Europa)?

THF.VISION hat deshalb an die Umweltsenatorin und den Umwelt-Ausschuss im Angeordnetenhaus geschrieben und unter anderem gefordert, dass ein „Klimaneutrales Flughafengebäude Tempelhof bis 2030“ zum ausdrücklichen Ziel und Leuchtturmprojekt erklärt werden soll.

Hier ist das Schreiben im Wortlaut:

THF.VISION
www.thfvision.org
20.1.2020

Sehr geehrte Frau Günther, sehr geehrte Mitglieder des Abgeordnetenhauses,

kürzlich hat Berlin die Klimanotlage erklärt. Wir begrüßen das angesichts der Größe des Problems. Nun müssen daraus konkrete und effektive Handlungen folgen, nicht zuletzt im Gebäudebereich, dem auch im Green New Deal der EU eine besonders hoher Priorität eingeräumt wird.

Die Initiative THF.VISION engagiert sich seit drei Jahren für eine nachhaltige Entwicklung und Nutzung des Flughafengebäudes Tempelhof. Das Gebäude war einmal das größte der Welt und ist hochsymbolisch für die Geschichte der Stadt und ihre Transformation. Deshalb sollte es aus unserer Sicht auch jetzt in puncto Klimaschutz eine Schlüsselrolle spielen.

Derzeit steht der Flughafen zum Großteil leer – und wird geheizt. Energie- und Wasserverbrauch für Licht und Wärme sind erheblich. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz – wird also sicher noch eine Nutzungsdauer von 100 Jahren haben. Es ist im Besitz des Landes Berlin – also in Ihrer direkten Verantwortung. Wo wenn nicht hier, sollten wirkungsorientierte Klimaschutzmaßnahmen also beginnen?

Klar ist, dass das Gebäude gründlich saniert werden muss. Wer die Klimanotlage ernst nimmt muss dafür höchste ökologische Standards ansetzen, die sich am Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude (BNB-Zertifizierungssystem) und dem BMUB-Leitfaden für Nachhaltiges Bauen orientieren. Eine Sanierung muss sich immer an der geplanten Nutzung orientieren. Ob Räume als Büros, Lager, Ausstellungsräume oder Küchen genutzt werden sollen, schafft völlig unterschiedliche Erfordernisse.

Im Koalitionsvertrag steht: ,„Das Nutzungskonzept wird partizipativ entwickelt und soll bereits parallel zu den notwendigen Sanierungsmaßnahmen Nutzungen und einen Gedenkort ermöglichen.“ Das Partizipationsverfahren wurde allerdings inzwischen abgebrochen und die Tempelhof Projekt GmbH hat im Herbst angekündigt, aufgrund des schlechten Zustands des Gebäudes nun erst einmal 5 bis 15 Jahre alleine sanieren zu wollen. Das ist aus unserer Sich völlig unakzeptabel, nicht nur weil es dem Koalitionsvertrag widerspricht und eine Verwaltung nicht allein entscheiden sollte, was aus einem der zentralsten Gebäude der Stadt wird. Ohne Nutzungskonzept macht eine Sanierung auch keinen Sinn.

Wir fordern Sie deshalb zu den folgenden Maßnahmen auf:

-  Das Land Berlin beschließt offiziell das Ziel: „Klimaneutrales Flughafengebäude Tempelhof bis 2030“, so dass klar wird: der bald beginnende Prozess der Sanierung und die Nutzungen müssen sich an diesem Ziel orientieren und daran messen lassen.
-  Das Land Berlin adressiert offensiv das Thema „Denkmalschutz und Klimaschutz“ und sucht nach innovativen Lösungen, an deren Entwicklung sich interessierte BürgerInnen beteiligen können. Dadurch kann das Flughafengebäude Tempelhof zu einem international bedeutendem Leuchtturmprojekt werden.
-  Das Land Berlin beschließt, dass sich auch die künftigen Nutzungen am Ziel „Klimaneutralität“ orientieren müssen.
-  Das Land Berlin unterstützt diejenigen Initiativen, die sich in und um das Gebäude herum für eine Kultur der Klimaneutralität und Nachhaltigkeit einsetzen. Dazu gehören zum Beispiel die Initiativen, die im Gebäudetakt K2 einen Ernährungscampus einrichten wollen, wo theoretisch und praktisch erforscht wird, wie die Ernährungswende in Richtung Klimagerechtigkeit aussieht und was dafür nötig ist; schließlich sind heute 15 – 21 % der Treibhausgase auf die gegenwärtige Form der Ernährung zurückzuführen.


Für Rückfragen und einen weiteren gedankenaustausch stehen wir gerne zur Verfügung
Mit freundlichen Grüßen,

Heike Aghte

THF.VISION