Die Geschichte des Tempelhofer Flughafens begann 1923. Damals wurde ein vergleichsweise kleiner Airport errichtet, der schon nach wenigen Jahren viel zu klein wurde. Als Adolf Hitler an der Macht war, befahl er einen kompletten Neubau, um hier den „größten und schönsten Flughafen der Welt“ zu errichten, der sowohl militärisch als auch zivil genutzt werden sollte. Für einen reibungslosen An- und Abtransport von Gütern und Passagieren wurde ein Eisenbahn- und Straßentunnel gebaut, auch gab es eine eigene Wasser- und Energieversorgung.
Die Pläne des Architekten Ernst Sagebiel für den mehr als 1,2 Kilometer langen NS-Prachtbau wurden dann noch einmal pompöser und massiver, als Albert Speer das Ruder übernahm. Mit 300.000 Quadratmeter Geschossfläche war das Gebäude damals das größte der Welt – Stein gewordene faschistische Ideologie und Machtinszenierung.
Allerdings verzögerte sich die für 1939 geplante Eröffnung: Es mangelte an Material und Arbeitskräften. Weitergebaut wurde nur noch provisorisch, und etliche Teile des Flughafens sind bis heute ein Rohbau geblieben.
Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde das gesamte Flughafengelände zur Rüstungsschmiede, mit Reparatur- und Wartungsbetrieb der Luftwaffe, sowie zum Militärflugplatz .
Dabei lag ein Großteil der Arbeiten auf den Schultern von Zwangsarbeiter:innen. Vermutlich 20.000 Menschen mussten zwangsweise und unter schlimmen Bedingungen für die Lufthansa und die Weserflug im Flughafen Tempelhof arbeiten.
In unmittelbarer Nachbarschaft der Flughafenbaustelle hatten SS und Gestapo bereits 1933 ein Gestapo-Gefängnis und ein Konzentrationslager eingerichtet. Das „Columbia-Haus“ war ein strategisch wichtiger Ort für den NS-Terror, eine Schule der Gewalt auch für später Kommandanten weiterer KZ und Vernichtungslager. Ende 1936 wurde das KZ aufgelöst und für den Flughafenbau schließlich abgerissen.
Über diesen Teil der Geschichte war lange geschwiegen worden. 2012 legten Archäologen der Freien Universität Reste von Zwangsarbeiterlagern frei. Auch zum KZ „Columbiahaus“ werden seit einigen Jahren zunehmend Informationen zugänglich gemacht.
siehe auch: Rettung aus der Luft
siehe auch: Geschichte im Überblick
Weitergehende Informationen:
Budrass, Lutz: Adler und Kranich; Die Lufthansa und ihre Geschichte, Blessing-Verlag, 2016
Dittrich, Elke: Der Flughafen Tempelhof in Entwurfszeichnungen und Modellen 1935 – 1944, Lukas-Verlag. 4. Auflage 2012
Stiftung Topographie des Terrors (Hrsg): Ein weites Feld – Der Flughafen Tempelhof und seine Geschichte, Begleitkatalog zur gleichnamigen Ausstellung; Berlin 2019
Ausstellungen:
Ein weites Feld – Der Flughafen Tempelhof und seine Geschichte; vom 15. Februar bis 31. Dezember 2020 im Flughafengebäude Tempelhof, (Besucherzentrum CHECK-IN)
Das Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit in der Britzer Straße zeigt in einer Ausstellung das Ausmaß von Zwangsarbeit in Berlin während der NS-Zeit
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