„An vielen Orten der Welt beginnt eine neue Logik“
Am 21. November 2018 kam der bolivianischen Intellektuellen Pablo Solón in die Zollgarage.Er war einige Jahre lang Chef-Verhandler für sein Land bei den Klimagipfeln war und war auf Einladung von Misereor in Deutschland. Er diskuitierte zusammen mit Tanja Schindler von thf.vision, Edgar Göll vom Institut für Zukunftsstudien und Marco Clausen von den Prinzessinnengärten über die Zukunft der Städte.
Jetzt schon lebt die Mehrheit der Weltbevölkerung in Städten – bis zum Jahr 2050 wird dieser Anteil aller Voraussicht nach auf 68 Prozent steigen. Wie müssen Städte sich verändern, damit das für künftige Generationen und die Umwelt tragfähig bleibt?
Pablo Solón:
„An vielen Orten der Welt gibt es Nachbarschaften, die sich selbst organisieren und die Bedingungen in ihrer Umgebung verbessern. Sie kümmern sich um Ältere, den Park nebenan oder suchen Plätze, wo ihre Kinder zusammen spielen können. Da beginnt eine andere Logik. Das kann man Buen vivir nennen oder Commons oder anders – der Name ist nicht wichtig. Aber das ist natürlich noch viel zu wenig; die Rahmenbedingungen auf internationaler, nationaler und EU-Ebene müssen sich grundlegend ändern.“
„Im Buen Vivir gibt es keine Vorstellung von Wachstum und Entwicklung. Wir sind als Einzelne und als Gesellschaft Teil der Natur und des Erdsystems ‒ und als Menschheit sollten wir alles dafür tun, dessen Balance zu erhalten, weil sonst wir und viele andere Erdbewohner ausgelöscht werden. Im Buen Vivir haben deshalb nicht nur Menschen Rechte, sondern auch die Natur. Sie ist kein Objekt, das beliebig ausgebeutet werden darf.“
„Es reicht nicht, fossile Energien durch erneuerbare zu ersetzen. Im Kapitalismus fokussieren sich Unternehmen darauf, immer mehr Geld zu verdienen ‒ egal ob mit Öl, Wind oder Sonne. Ich bin nicht gegen Windräder, sondern gegen die Ursache, die dazu führt, dass wir von allem immer mehr brauchen. Auch Windräder und riesige Solarparks verursachen große Umweltprobleme.“
„Ich glaube, dass es sich um einen graduellen Lernprozess handelt und nach und nach jeder versteht, worum es geht. Die Erfahrung in starken Krisen ist, dass nichts mehr hilft als Gemeinschaft. Wer sich mit Waffen und gefüllten Kühlschränken verschanzt und hofft, allein zu überleben, begeht Selbstmord.“
Im Mandelbaum-Verlag ist 2018 ein sehr lesenswertes Buch von Pablo Solon u.a. erschienen: „Systemwandel“.