“Frei, fair und lebendig – die Macht der Commons” heißt das das neue Werk von Silke Helfrich, das sie zusammen mit David Bollier geschrieben hat. Auf ihrer mehrmonatigen Tournee war der Tempelhofer Flughafen ihre zweite Station. Am 13. April 2019 war sie bei uns In der Zollgarage. Silke verfolgt thf.vision von Anfang an mit großer Sympathie.
Das Buch ist sowohl theoretisch als auch für die praktische Arbeit überaus bedeutsam und wirkt wie eine Befreiung: Es gibt eine real existierende Alternative zum Kapitalismus und zum untergegangenen Staatssozialismus, zum übermächtigen Markt und Staat: Commons. Sie sind menschen- und naturfreundlich, befriedigen Bedürfnisse und produzieren Verbundenheit. Durch Commoning kann heute praktisch alles gemeinsam bereitgestellt und genutzt werden: Lebensmittel, Wohnraum, Solarautos, Lampen, Stoffe, Möbel, Software, WLAN.
Eine Definition oder Blaupause für diese Projekte kann es nicht geben, weil sie geprägt sind durch die Möglichkeiten vor Ort und die Beteiligten. Aber es gibt Muster – und die beschreibt das Autorenduo. Damit entwickeln sie die Theorie der Wirtschaftsnobelpreisträgerin Elinor Ostrom entscheidend weiter. Sie zeigen, dass das Wesen von Commons nicht in den Gütern oder hergestellten Produkten liegt, sondern in den Bezügen der Menschen untereinander und zur Umwelt.
Das neue Buch will auch ein ganz praktisches Hilfsmittel für Commons-Projekte sein, um ihre Probleme zu lösen und gemeinsam Regeln zu finden. Wir haben es mit Silke zwei Tage nach dem Vortrag in einem Workshop ausprobiert – es war super!
Jede und jeder Interessierte an der notwendigen Transformation sollte das Buch unbedingt lesen. Helfrich und Bollier entwickeln nicht nur Vorschläge für eine commonsgerechte Sprache mit neuen Wörtern wie „gemeinschaffen“ oder „do-it-together“. Sie machen auch Vorschläge für commons-förderliche Gesetze, Institutionen und Infrastrukturen. Der umfassende Ansatz des Buches hat das Potenzial, zu einem Meilenstein für die Überwindung des Kapitalismus zu werden. Das Buch ist im Internet frei zugänglich. Der Transcript-Verlag stellt sogar das ganze Werk digital open sourcezur Verfügung – denn in der Commons-Welt sollte Wissen geteilt werden und allen Interessierten zur Verfügung stehen. Das belegt einmal mehr: Die Welt der Commons ist längst schon Realität.